Kurzetappe 1: Da steht ne Kuh an der Tanke
Das hat richtig gut getan. Nach 5Std Tiefschlaf heißt es:
Abflug Richtung Petrosawodsk. Gefrühstückt wird unterwegs, denn zur Abwechslung müssen wir heute mal wieder ordentlich Strecke machen. Auf der P21 geht es knapp 700km immer geradeaus
Richtung Süden. Doch wir werden nicht nur über das SAC Tracking erfasst, sondern auch die Russen sind unsere stetigen Begleiter. Denn nach ca. 100km kommt stets ein Kamera-Spot mit Tempo 50. Big
Brother is watching you. Und wenn wir nicht gerade beobachtet werden, staunen wir über halsbrecherische Überholmanöver und Kühe, die uns beim Tanken begrüßen.
Kurzetappe 2: Fehlt nur noch der Schirmchen-Drink
In Petrosawodsk angekommen, werden wir von Schlaglöchern und
Bahnübergängen begrüßt, die die Spurstangen unseres G'Oldies zum Ächzen und Stöhnen bringen. Doch das Ganze hat sich gelohnt, als wir an der Promenade direkt auf das Ufer des Onegasees blicken.
Bei blauen Himmel, Sonnenschein und einer angenehmen Brise machen wir die obligatorischen Touri-Bilder an den Statuen, die entlang der Promenade verteilt sind. Von Partnerstädten gespendet sieht
man u.a. die Statue von Peter dem Großen, Gründer der Stadt. Hier wären wir gerne länger geblieben, doch die Zeit sitzt uns mal wieder im Nacken. Und die Tagesaufgabe muss ja schließlich auch
noch erledigt werden.
Kurzetappe 3: Lustige Gastfreundschaft im russischen Randbezirk
Die heutige Tagesaufgabe ist eine echte Herausforderung, aber
wir wollen es schaffen. Nach ein paar Fehlversuchen treffen wir am Stadtrand auf Irina und Olga. Und zum Glück kann Irina ein wenig englisch. Dank Irinas Englischkenntnissen und unserer
Russischen Übersetzung der Tagesaufgabe gesponsert von Fredes Mama (Vielen lieben Dank an dieser Stelle nochmal) können wir beide Mädels überzeugen uns zu unterstützen. Und was für ein Glück, das
wir ausgerechnet vor einem kleinen Supermarkt: Schnell sind frische russische Kartoffeln gekauft, geschält und geschnitten. In der Zwischenzeit überzeugt Irina den Pub-Besitzer Nick - der Pub ist
nämlich zufälligerweise gleich um die Ecke - unsere frisch gekauften Kartoffeln gegen Wodka zu tauschen. Und so finden wir uns nach langer Vorbereitungszeit am gedeckten Tisch mit Irina, Olga und
Nick wieder: Vor uns die geschälten Kartoffeln in scharfen Paprikaeintopf stoßen wir mit einem Glas Wodka an. Und für alle die an dieser Stelle in Panik ausbrechen: Natürlich haben wir nicht mit
echten Wodka angestoßen, sondern mit Wasser. Denn es geht ja schließlich noch weiter nach St. Petersburg.
Kurzetappe 4: Köln/Düsseldorf, Ihr könnt einpacken!
Laut Guido liegen wir gut in der Zeit und daher packen wir die
nächste 425km Etappe nach St. Petersburg an. Auf der E105 geht es direkt ins Stadtzentrum von St. Petersburg- doch der Verkehrsgott macht uns 150km vorm Ziel einen Strich durch die Rechnung.
Durch Straßenbauarbeiten auf der E105 ist nur noch ein Fahrzeugstreifen befahrbar-selbstverständlich für beide Richtungen. Also wird dieser einzig verbliebene Fahrstreifen abwechselnd
geöffnet-doch die Russen nehmen das nich so ernst mit dem "Brav in der Schlange anstellen". Während wir warten, dass wir mit dem nächsten Schwung die Baustelle passieren können, werden wir links
und rechts überholt. Denn warten kann hier irgendwie keiner. Und so heisst es für uns knappe drei Stunden Stillstand bevor wir endlich die Baustelle hinter uns lassen können. Wir sind uns einig:
Gegen diese russische Baustellenlogik kommt Köln/Düsseldorf nicht an!
Kurzetappe 5: Today is tomorrow
Unter klarem Sternenhimmel empfängt uns St. Petersburg und
glücklicherweise ist um diese Uhrzeit nix los. So erhalten wir ungehinderten Einblick auf eine beeindruckende Architektur die sich in der Neva spiegelt. Wir biegen auf eine der Hauptverkehrsadern
ein: Auf der Suche nach den Dünen von Ligovsky. Doch der BeachClub liegt gut versteckt und so müssen wir zweimal im gefühlt sechsspurigen Kreisverkehr wenden. Dabei nehmen wir es natürlich
sportlich: Von ganz rechts auf die linke innerste Spur - schließlich ist ja keiner da. Bis auf die Polizei die beide Male überlegen, ob sie uns überprüfen wollen. Ganz getreu dem Motto "Was lange
währt, wird endlich gut" finden wir dann den BeachClub a lá Russia Style: Im Hinterhof eines Distrikts von der Lenina Prospekt treffen wir die Barkeeper an. Die wollen gerade schließen und uns
auf die morgige Party vertrösten. Doch Guido ist sehr müde und erklärt bestimmt: "No, no, no. Today is tomorrow" und klopfte dabei mehrmals auf seine Armbanduhr. Wir ergattern die Marken als
Beweis, dass wir dort waren und haben diese Tagesaufgabe nun auch erledigt.
An dieser Stelle tut es uns leid, falls wir unsere Leser
wieder enttäuschen müssen. Doch in St. Petersburg gibt es wirklich keinen Wild Camping Spot, es sei denn man stellt sein Zelt mitten auf einer Verkehrsinsel auf. Das wäre einerseits zwar
kreativ aber andererseits einfach zu riskant. Also kommen wir im Betonklotz "Hotel Neptun" unter - ein Hotel mit russischen vier Sternen und definitiv in den 70er hängen geblieben. Beim Anblick
des Zimmers wissen wir gar nicht, was wir ekliger finden. Die rostige Dusche oder der muffige Katzengeruch. Als Guido dann noch eine angerissene Plastikpackung auf seinem Nachttisch findet, fragt
er: "Schatz, sag mir bitte, dass das keine angebrochene Kondompackung ist." Aber dank Schlafmangel sind wir pragmatisch. Es ist ein Bett - das reicht. Und so machen wir einfach die Augen zu und
schlafen beide wie ein Stein ein.